Wie wirkt sich die Corona-Krise auf Frammersbach aus – Gespräch mit Gasthof Zum Grünen Baum

Sobald die Schließung im März bekannt wurde, haben sich Markus und Michael vom Gasthaus Zum Grünen Baum für einen Außerhaus-Service entschieden. Das war die einzige Chance, irgendwie weitermachen zu können.
Christian Holzemer und Lorena Rüppel boten Ende Mai den Mitgliedern von Frammersbach Marketing eG Gesprächstermine an, um über die aktuelle Corona-Krise zu sprechen: welche Auswirkungen die Krise hat, wie sie damit umgegangen sind und wie die Perspektive für die Zukunft ist.

Von links nach rechts: Bürgermeister Christian Holzemer, Michael und Markus vom Gasthof Zum Grünen Baum, Lorena Rüppel (FraMaG)

Zu Beginn war es schwierig für beide, sich zu organisieren:
„Plötzlich hat man neben der Gastgeberrolle so viele neue Aufgaben – der Aufwand für Organisation, Verwaltung und Abwicklung der Lieferungen war immens.“,
beschrieben sie die ersten Tage des Lockdowns. Da die Abholer der Speisen sich nicht begegnen sollten, war eine genaue zeitliche Taktung extrem wichtig, denn die Speisen sollten ja auch noch heiß sein, wenn die Gäste sie abholten. Zudem war es manchmal schwierig, an Lieferungen zu kommen, beispielsweise von frischen Pommes.

Der zusätzliche Aufwand hat sich jedoch gelohnt: Für ihren Außerhaus-Service haben sie unglaublich gutes Feedback und Rückmeldungen erhalten.
„Wir sind überwältigt davon, wie positiv die Reaktionen der Gäste waren!“, erzählten beide im Gespräch. Sie sind noch immer überrascht über den großen Zuspruch und die Solidarität, die sie erreicht hat: „Dafür möchten wir der Frammersbacher Bevölkerung ein riesengroßes Dankeschön aussprechen!“

Während der Schließung standen die beiden Gastwirte stets im Austauscht mit anderen Restaurants im Ort, haben sich abgesprochen, ausgetauscht und gemeinsam geplant. Der Außerhaus-Service hat sie durch die Krise gebracht, meinen sie. „Wie es aussieht, kommen wir mit einem blauen Auge davon.“

Inzwischen dürfen sowohl Biergarten als auch Restaurant wieder öffnen. Der Außerhaus-Service läuft weiter; somit müssen sie sich mit jeder neuen Phase wieder neuorientieren, Abläufe finden und neue Aufgaben koordinieren. „Daran gewöhnt man sich. Langweilig wird uns jedenfalls nicht“, schmunzeln sie.
Die Auflagen der Regierung empfanden sie als jedoch unkonkret und zu ungenau – die Auslegung ist nicht an den Gastronomie-Alltag angepasst. Aber noch mehr ärgern sie sich über auswärtige Betriebe, die die Regeln nicht umsetzen, denn deren Auswirkungen haben negative Effekte auf alle Gastronomen.

Um ihre Gäste zu schützen, haben sie verschiedene Maßnahmen umgesetzt: Die Tische stehen nun weiter auseinander, es gibt weniger Plätze als vorher und Sitzpolster sowie Tischdecken und Stoffservietten wird man vorerst nicht mehr finden. Neben der Ausstattung hat sich auch ihre Rolle als Gastgeber verändert: Durch die Distanz und den Mundschutz gehe ein Teil der früheren Herzlichkeit verloren. Man ist nicht mehr Gastgeber, sondern erfülle Regelarbeit.
Auch die Atmosphäre im Biergarten ist eine andere: Das Lockere, Leichte fehle im Moment noch. Spontanität und Lebensfreude sind während der Corona-Krise gedämpft. Allerdings ist auch hier der Zuspruch der Bevölkerung groß: Man merke, dass die Menschen viele Wochen eingesperrt und eingeschränkt gelebt haben und jetzt umso motivierter sind, rauszukommen und etwas zu erleben.

Durch die Plätze, die man verloren hat, und die ausgefallenen Events wie Geburtstage, Hochzeiten oder die eigenen Grill-Abende, habe man Einbußen zu verzeichnen, es wird jedoch keine „Riesen-Katastrophe“. Auch für ihre Zimmer haben sie schon Anfragen, sind jedoch noch vorsichtig.

Die Kampagne #wirhaltenzusammen hat dem Gasthof Zum Grünen Baum sehr geholfen: Durch die klare, konkrete Auflistung mit Kontaktdaten haben viele gesehen, welche Angebote in der Krise entwickelt wurden und konnten sie umso stärker nutzen. Besonders für den eigenen Außerhaus-Service habe das sehr geholfen.