Wie wirkt sich die Corona-Krise auf Frammersbach aus – Gespräch mit Modehaus Mill

Für Wolfgang und Maria Mill vom Modehaus Mill kam die Schließung durch den Lockdown mitten in der Hauptverkaufszeit, in der Übergangsware und Frühlingsartikel verkauft werden würden. Im Gespräch mit Bürgermeister Christian Holzemer und FraMaG-Geschäftsführerin Lorena Rüppel schildern die beiden, wie sie die Krise erlebt haben.

Von links nach rechts: Maria und Wolfgang Mill, Bürgermeister Christian Holzemer, FraMaG-Geschäftsführerin Lorena Rüppel

„Die anfängliche Unsicherheit war riesig. Alles, was man sich über viele Jahre erarbeitet hat, steht plötzlich auf dem Spiel“, beschreibt Wolfgang Mill die Reaktion der beiden auf den Lockdown im März. Durch die Schließung und ausgefallene Feiern wie Hochzeiten und Geburtstage, aber auch die eigenen Events, fehle ihnen ein wichtiger Teil des Jahresumsatzes. Außerdem war die Ware für die Frühjahrs-Saison bereits bestellt – deshalb standen ihnen langwierige Verhandlungen mit Lieferanten und Herstellern bevor, die alle unterschiedliche Ansätze im Umgang mit der Krise zeigten.

Doch die beiden ließen sich nicht unterkriegen: Während der Schließung waren sie umso aktiver auf ihren Social-Media-Kanälen, posteten Mode, Outfits und Kollektionen und boten einen Lieferservice für ihre Kunden an. Auch im Mainlokalshop der Werbegemeinschaft Lohr boten sie durch die Verbindung der FraMaG Gutscheine des Modehauses an. Die Kampagne #wirhaltenzusammen nutzten sie, um ihren Lieferservice zu bewerben.
„Wir haben jede Möglichkeit genutzt, um Verkäufe zu generieren und mit unseren Kunden in Kontakt zu bleiben. Dafür haben wir auch sehr gutes Feedback erhalten“, erklärte Maria Mill.

Trotz allem war ihre Unsicherheit groß, ob die Kunden nach der Ende des Lockdowns wiederkommen würden – denn die Vorgaben der Regierung für Maskenpflicht, Abstandsregelungen und Desinfektion waren hoch. Doch die Sorgen waren unbegründet: Es ist gut wieder angelaufen, die Bindung der Kunden ist sehr stark und die Stammkunden treu. Das ist das Positive, das sie aus der Krise schöpfen.
„Unsere Kunden sind für uns wie eine große Familie, sie unterstützen uns und schätzen uns und unsere Offenheit“, erzählte Wolfgang Mill Christian Holzemer und Lorena Rüppel.

Sie profitieren nun von den Aktivitäten während der Schließung. Vielen Kunden und Bürgern sind sie durch die Maßnahmen nun noch präsenter als vorher, viele fragen nach den Outfits oder Kleidungsstücken, die sie auf Facebook oder Instagram bei Modehaus Mill gesehen haben. Kreativität zahlt sich also besonders in Krisenzeiten aus.

Aber auch ein gutes Team ist in Krisen Gold wert: Die Mitarbeiter von Modehaus Mill denken stets mit, arbeiten viel und unterstützen Wolfgang und Maria, wo sie nur können. Während der Schließung wurden sie auch selbst kreativ und zeigten eine hohe Dynamik: Beispielsweise haben sie Kleidungsstücke zuhause für die Social-Media-Kanäle fotografiert, Masken genäht und eigene Ideen eingebracht. 
„Wir lassen unsere Mannschaft nicht im Regen stehen und sie uns auch nicht. Denn: Ein gutes Team ist das höchste Gut eines Unternehmens“, meinen beide. Die Corona-Krise stärke den Zusammenhalt untereinander.

Doch auch die Mode-Branche verändert sich durch die aktuelle Krise – nicht nur negativ. Vielleicht schaffe man es so, zurück zu Saisonverkäufen zu kommen, den schnellen Hype zu stoppen und Schlussverkäufe nicht mehr mitten in der Saison anlaufen zu lassen.
Probleme haben dagegen auch ihre Lieferanten. Man versuche sich gegenseitig zu unterstützen, miteinander zu sprechen und Lösungen für nichtverkaufte Ware oder Lagerprobleme zu finden. Ein zweiter Lockdown wäre für alle Beteiligten der Modebranche aber eine Katastrophe: Lieferketten würden unterbrochen, viele Lieferanten gingen kaputt und auch die Hersteller und Designer würden nicht unbeschadet davonkommen.
Deshalb haben Wolfgang und Maria schon gewisse Vorsichtsmaßnahmen getroffen: Einige Ware für den Herbst wurde abbestellt, Zwischenkollektionen gestrichen und generell weniger Ware auf Lager eingekauft. Langfristige Effekte einer Wirtschaftskrise würde auch ihr Modehaus zu spüren bekommen.
Doch die beiden bleiben positiv: „Wir waren immer bodenständig und das bleiben wir auch. Das ist unsere Stärke, die uns durch die Krise bringt.“