Bericht zum Stand der Erforschung und digitalen Rekonstruktion der Sternschanze zu Frammersbach
Verfasser (für den Museumsverein der Marktgemeinde Frammersbach):
Prof. Dr. Burkhard Büdel und Dr. Christian Büdel
1) Entdeckung, Freistellung und digitales Geländemodell
Das Bodendenkmal wurde von unserem Vereinsmitglied Dr. Christian Büdel mit Hilfe von Airborne Laserscan (ALS) Daten des bayerischen Landesamtes für Digitalisierung, Breitband und Vermessung im späten November 2016 entdeckt. Eine Begehung mit dem Archäologen Harald Rosmanitz (M.A.) vom Archäologischen Spessartprojekt brachte Klarheit: es handelt sich mit um eine sternförmige Schanze der frühen Neuzeit, mit höchster Wahrscheinlichkeit aus der Zeit des Dreißigjährigen Krieges. Der Befund wurde dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege gemeldet. Mit dem Schreiben des Denkmalamtes vom 26.4.2017 wurde der Marktgemeinde Frammersbach und dem Museumsverein dessen Eintragung in die Denkmalliste mittgeteilt (Sternförmige Schanze der frühen Neuzeit, Inv.Nr. D-6-5922-0091). Mit Schreiben vom 17.5.2018 beantragt der Bürgermeister von Frammersbach, Herr Christian Holzemer, die Freistellung des Bodendenkmals wegen Gefährdung desselben durch Baumsturz. Dem Antrag wurde durch das Denkmalamt stattgegeben und es wurden uns die Maßnahmen unter denen eine Fällung der Bäume möglich ist, mitgeteilt. Beteiligt waren bei der Aktion folgende Institutionen:
Gemeinde Frammersbach
Forstbetrieb Heigenbrücken
Museumsverein der Marktgemeinde
Die Fällaktion war am 11.3.2019 abgeschlossen und das Holz von der Fläche entnommen. Es sind keine Schäden am Wall entstanden. Die Vereinsmitglieder und der Bauhof der Marktgemeinde haben das auf dem Schanzengebiet verbliebene Reisig und Fällreste entfernt. Am Freitag den 26.7 2019 wurde die Vermessung der Anlage mit einem differentiellen GNSS der Universität Würzburg und unter Einbezug einer Drohnenbefliegung durchgeführt. Auf dieser Grundlage konnte ein georeferenziertes und rektifiziertes Orthophoto sowie ein hoch auflösendes digitales Geländemodell erstellt werden, welche den Zustand der Anlage exakt dokumentieren (Abb. 1 + 2).
Abbildung 1: Digitales Geländemodell eingebettet in den „airborne laserscan“ des Gebiets, natürliche Farben.
Abbildung 2: Digitales Geländemodell eingebettet in den „airborne laserscan“ des Gebiets. Farben markieren die unterschiedlichen Höhen, Vegetation herausgerechnet.
Auf Anregung von Harald Rosmanitz wurde das „11. Symposium zur Burgenforschung im Spessart“ im Jahre 2018 nach Frammersbach geholt und fand unter dem Thema „Söldner, Sternschanze, Simplcissimus – Spuren des Dreißigjährigen Krieges im Spessart“ vom 26. bis zum 27. Oktober statt. Durch die Teilnahme vieler Experten zu diesem Thema kamen noch etliche förderliche Hinweise und offene Fragen für weitere Forschungen zusammen.
Damit sind die unmittelbaren Arbeiten an der Schanze direkt zunächst abgeschlossen. Alle möglichen weiteren Arbeiten müssen mit Herrn Dr. Merkl (Landesamt für Denkmalpflege) abgesprochen werden.
2) Virtuelle Rekonstruktion der Sternschanze im Gelände, Zustand um 1635
Auf der Basis der Drohnenaufnahmen und der ALS-Daten wurde, zusammen mit Dr. Darius Lenz von der Burglandschaft e.V., eine virtuelle Rekonstruktion der Sternschanze, eingebettet in das die reale Struktur (Relief) wiedergebende digitale Geländemodell, entwickelt. Die Rekonstruktion war im Sep-tember 2020 fertiggestellt. Sie zeigt das mögliche Aussehen der Sternschanze in der Zeit um 1635 weitgehend realistisch (Abb. 3 + 4). Ein Video dazu zeigt die Einbettung der Schanze in die Landschaft am Wellersberg, Frammersbach. Aufgrund der Corona-Pandemie konnten weder Modell noch Video bisher der Frammersbacher Öffentlichkeit vorgestellt werden.
Seit dem 11.10.2021 sind 4 Tafeln für die Beschilderung des Fußweges vom Parkplatz am Sportgelände bis zur Sternschanze fertiggestellt, ebenso wie ein Folder in der Serie zu den Burgen, Wehrkirchen und Kirchenburgen der Burglandschaft e.V., welcher demnächst in der Gemeinde ausliegt.
Abbildung 3: Virtuelle Rekonstruktion, Blick von der Schanze Richtung Frammersbach Ort (Süden).
Abbildung 4: Virtuelle Rekonstruktion, Blick von der Schanze Richtung Hessen (Norden).
3) Ausblick
Ungeklärt bis zur Aufnahme weiterer Forschungsarbeiten müssen bislang etwa die genauen Umstände der Errichtung und Ausstattung der Schanze bleiben. Welche heimischen und fremde Truppen und verantwortliche Offiziere hier tätig waren, welche Auswirkungen dies auf die örtliche Bevölkerung hatte und über welche Dauer die Anlage bestand. Auch die historischen Berichte über Kampfhandlungen im Umfeld der Sternschanze konnten noch nicht aufgeklärt werden.
Zur Klärung der offenen Fragen kämen nach bisheriger Expertise historische und archäologische Studien und Ausgrabungen, sowie geowissenschaftliche Sondagen im weiteren Umfeld der Schanze in Betracht. Diese könnten die im Boden erhaltenen Hinterlassenschaften der auf der Schanze stationierten Menschen, oder auch die Zeugnisse etwa eines vergessenen Schlachtfeldes zu Tage bringen.
Auf dem Holzmarkt 2021 am 24. Oktober in Frammersbach wird es eine Ausstellung zur Sternschanze im Bürgersaal geben.