Der Kirbjahrgang 2023
Die Geschichte der Kirb
In Frammersbach, wo Kirchweih besonders hoch gefeiert wird, kommen nicht nur viele auswärtige Besucher und Gäste, sondern auch die meisten Frammersbacher, die sonst das ganze Jahr auswärts in Arbeit sind. Die „Kirb“ wird von jungen Burschen aus- und hernach wieder eingegraben. Am Kirchweihsonntag sammeln sich nach dem Mittagläuten die jungen Burschen und dann geht es unter Begleitung sämtlicher Musikanten, die zum Tanz aufspielen, hinaus zum Kirbausgraben.
Einer der Burschen hat einen Stuhl auf den Rücken genommen, wie einen Tragekorb, ein anderer trägt eine Reuse (ein ortsüblicher Tragekorb), die verdeckt ist. Ein dritter fährt einen Schubkarren, auf dem ein Fäßchen Bier liegt. Wieder andere sind mit Hacke und Schaufel ausgerüstet. Auf dem Berg angekommen, wird das Fäßchen dem Stuhlträger aufgelegt, um angestochen zu werden. Dabei wird natürlich allerlei Schabernack getrieben. Dass der Stuhlträger sich ungeschickt anstellt und das Fäßchen abwirft, gehört dazu. Schließlich gelingt es ihm aber doch, den Hahn hinein zu schlagen, wobei oft ein guter Teil des kostbaren Nasses davonläuft. Aber endlich sind die Vorbereitungen getroffen, alles hat sich gestärkt zur schweren Arbeit des Ausgrabens und nun wird gehackt und geschaufelt und ein Loch ausgegraben. Ist das Loch tief genug, dann wird der Inhalt der verdeckten Reuse – ein Kater – hineingesetzt und gleich darauf wieder in sein Gefängnis zurück zurückgebracht. Manchmal entwischt er auch. Die „Kirb“ ist ausgegraben. Der Zug ordnet sich zum Zurückmarsch. Vor dem Abmarsch ruft ein Teil der Burschen: „Wem ist die Kirb?“ Die anderen antworten: „Us!“ (uns). „Wer hat ausgegraben?“ „Mir.“
Worauf dann der ganze Chor einstimmt in den Ruf: „Hoch lebe die Kirb. Sie lebe hoch, hoch, hoch.“ Nun geht es ins Dorf. Der eingesperrte Kater wird durch fortwährendes Schlagen an die Raufe rebellisch gemacht. Inzwischen ist der Zug in der Mitte des Dorfes angekommen. Die Raufe wird geöffnet und der Kater flüchtet voller Angst über die Köpfe der Nächststehenden. Nun beginnt der Tanz.
Am Dienstag wird die Kirb begraben. In feierlichstem Zug geht es wieder hinaus zu der Stelle, wo man sie ausgegraben hat. Ein Mummenschanz (Maskerade), der mitgetragen wird, wird dort in das noch offene Loch gelegt und dann wieder zu gegraben. Ein Klagesang oder noch besser ein Klagegeheul gibt der Klage Ausdruck über die geschiedene Kirb.
Erschienen im „Würzburger-General-Anzeiger“ im Oktober 1926, recherchiert von Otto Wetteskind, Frammersbach.
Die Kirb 2022 – Grußwort von Bürgermeister Christian Holzemer
Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, liebe Gäste, liebe Kirbmädchen und Kirbburschen,
traditionell wird in Frammersbach das Patronatsfest St. Bartholomäus am letzten Wochenende im August gefeiert.
Schon seit Jahrzehnten ist die Kirchweih fester Bestandteil unseres Ortsgeschehens. Wort- und Festgottesdienst, das Aufstellen des Kirbbaums, Kirbabholen, Kirbrede, Beerdigung der Kirb mit Trauerzug – die Traditionen werden durch die Kirbjugend lebendig gehalten und jedes Jahr aufs Neue gelebt. Sicherlich erinnert sich der eine oder andere an seine eigene Kirb, schwelgt in Erinnerungen, wie schön es doch war!
Der Kirbjahrgang feiert das Erwachsenwerden. Im Vorfeld finden Kirbtreffen statt, um zu planen und die Aufgaben zu verteilen. Alle halten zusammen, um ein schönes Kirchweihfest zu organisieren und zu erleben.
Die Kirbjugend übernimmt Verantwortung – auch das gehört zum Erwachsenwerden dazu. Wichtig am Kirbwochenende ist auch Verständnis und Solidarität – einerseits für die Kirbjugend, die feiern möchte aber natürlich auch für die Anwohner, die sich z. B. durch laute Musik gestört fühlen können.
Wenn wir gegenseitig Rücksicht nehmen, steht einer fröhlichen und gelungenen Kirchweih nichts im Wege.
Herzlichen Dank an die Kirbjugend für die Planung und Organisation, an die Fußballer des TuS Frammersbach für die Unterstützung und die Bewirtung und an alle Helferinnen und Helfer, die im Vorder- und im Hintergrund engagiert zusammenarbeiten, um für alle ein erfolgreiches Fest zu ermöglichen!
Lieber Kirbjahrgang, ich wünsche Euch viel Spaß und eine unvergessliche Kirb.
Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, liebe Gäste, genießen Sie die Kirbtage und feiern Sie mit unserer Kirbjugend ein schönes Kirchweihfest.
Ihr
Christian Holzemer
1. Bürgermeister