„Es war hart, von einem auf den anderen Tag unverschuldet geschlossen zu werden trotz ausgebuchtem Terminkalender.“
Rational hatte Meike Nonnenmacher von Friseur am Aubach diesen Schritt der Regierung zum Lockdown vollkommen akzeptiert, emotional war es dagegen schwieriger zu verarbeiten.
So beschrieb sie ihre Reaktion auf den Lockdown im Gespräch mit Bürgermeister Christian Holzemer und FraMaG-Geschäftsführerin Lorena Rüppel.
Christian Holzemer und Lorena Rüppel boten Ende Mai den Mitgliedern von Frammersbach Marketing eG Gesprächstermine an, um über die aktuelle Corona-Krise zu sprechen: welche Auswirkungen die Krise hat, wie sie damit umgegangen sind und wie die Perspektive für die Zukunft ist.
Die Möglichkeit, mit jemandem über ihre Wahrnehmung der Krise und deren Auswirkungen auf ihren Salon zu sprechen, empfindet Meike Nonnenmacher als sehr positiv: „Es ist schön, dass man gehört wird.“
Die ersten vier Wochen der Krise waren eine harte Zeit: In den Nachrichten hörte man von den stetig steigenden Zahlen, es gab keine Perspektive zur Wiedereröffnung und der Alltag war geprägt von großer Unsicherheit. Doch dann wurde Meike kreativ: Sie kommunizierte viel über Social Media mit Kunden, hat dort Präsenz gezeigt und einen Lieferservice für die Salon-Produkte eingerichtet, die die Kunden sonst persönlich gekauft haben. Dazu hat sie sich auch mit anderen Betrieben im Ort zusammengeschlossen und Lieferungen für die gleichen Personen oder Orte gemeinsam verschickt.
Das alles war viel Aufwand, sowohl organisatorisch als auch in der Umsetzung, es hat sich aber gelohnt: In dieser Zeit waren die Rückmeldungen der Kunden noch stärker als sonst von Wertschätzung und Unterstützung geprägt. Sie nutzte während der Isolation auch die Kampagne #wirhaltenzusammen der FraMaG und des Markt Frammersbach, um die Kunden über den Lieferservice und die Wiedereröffnung zu informieren.
Als bekannt wurde, dass wieder geöffnet werden darf, war die Erleichterung groß – allerdings war der Maßnahmenkatalog für eine Corona-konforme Wiederöffnung kompliziert und sehr aufwendig umzusetzen. Doch das Team von Friseur am Aubach hatte sich schon vor dem Lockdown gut vorbereitet, sich mit anderen ausgetauscht und Maßnahmen umgesetzt. Die Öffnungszeiten werden im Moment maximal ausgereizt, um trotz Schichtsystem und Abstandsregelungen möglichst viele Kunden bedienen zu können. Da aber viel weniger Kunden gleichzeitig im Salon sein dürfen als früher, liegt der Umsatz nur noch bei 65 Prozent – zusätzlich kommen die Hygiene-Kosten hinzu.
Was Meike besonders trifft: Auch die Nähe und Persönlichkeit zum Kunden geht durch die Bestimmungen verloren. Im Moment leisten die Angestellten Regelarbeit, der Wellnessaspekt und die Philosophie des Salons sind nicht umsetzbar.
Die Unterstützung der Kunden haben sie trotz der eingeschränkten Arbeit: Die meisten halten sich vorbildlich an die neuen Regeln im Salon, die das Team grafisch aufbereitet hat, um sie für sie für alle verständlich zu machen; zudem ist der Redebedarf der Kunden extrem hoch.
Die neue Distanz ist auch im Team spürbar: ohne Umarmungen, Händeschütteln oder ohne gemeinsame Mittagspause fehlt einfach ein Teil der sonstigen Herzlichkeit in der täglichen Arbeit.
Doch Meike lässt sich nicht unterkriegen: „Wir müssen da jetzt durch. Wir passen uns täglich dem Wandel an und reagieren flexibel. Auf unserer jetzigen Reaktion und unseren Handlungen basiert unsere Zukunft.“ Deshalb setzt sie weiter kreativen Input im Salon um, beispielsweise mit Onlinezeitschriften, die die Kunden auf iPads lesen können, die nach jedem Kunden desinfiziert werden. Außerdem bieten sie weiterhin einen Lieferservice an und bereitet sich auf eine längerfristige Wirtschaftskrise vor, indem sie Rückhalte durch Zeitkontos aufbaut.