„Wem ist die Kirb? – Uns!“
Im Jahresablauf in Frammersbach ist seit jeher die Kirb – Kirchweih – ein fester Bestandteil. Sie findet Ende August statt und hat als Patronatsfest für den heiligen Bartholomäus kirchlichen Ursprung.
Die Kirb blickt auf eine lange Tradition zurück. Die Zeremonie erfolgt nach festgelegten Ritualen. Vermutlich feierten früher die Burschen aus dem Dorf das Ende der Lehrzeit mit diesem Fest, bevor durch die Verlängerung der Schulpflicht sich das Ende der Ausbildungszeit verschob. Der Kirbjahrgang feiert das Erwachsenwerden. Auch das ist eine Tradition. Es ist in dem Bericht aus dem Jahre 1926 im Kirbflyer schön beschrieben, dass es auch vor 90 Jahren schon so war.
Im „Würzburger-General-Anzeiger“ erschien im Oktober 1926 folgender Text (recherchiert von Otto Wetteskind, Frammersbach):
Die „Kirb“ wird von jungen Burschen aus- und hernach wieder eingegraben. Am Kirchweihsonntag sammeln sich nach dem Mittagläuten die jungen Burschen und dann geht es unter Begleitung sämtlicher Musikanten, die zum Tanz aufspielen, hinaus zum Kirbausgraben.
Einer der Burschen hat einen Stuhl auf den Rücken genommen, wie einen Tragekorb, ein anderer trägt eine Reuse (ein ortsüblicher Tragkorb) die verdeckt ist. Ein dritter fährt einen Schubkarren, auf dem ein Fäßchen Bier liegt. Wieder andere sind mit Hacke und Schaufel ausgerüstet.
Auf dem Berg angekommen, wird das Fäßchen dem Stuhlträger aufgelegt, um angestochen zu werden. Dabei wird natürlich allerlei Schabernack getrieben. Dass der Stuhlträger sich ungeschickt anstellt und das Fäßchen abwirft, gehört dazu. Schließlich gelingt es aber doch, den Hahn hinein zu schlagen, wobei oft ein guter Teil des kostbaren Nasses davonläuft. Aber endlich sind die Vorbereitungen getroffen, alles hat sich gestärkt zur schweren Arbeit des Ausgrabens und nun wird gehackt und geschaufelt und ein Loch ausgegraben. Ist das Loch tief genug, dann wird der Inhalt der verdeckten Reuse – ein Kater – hineingesetzt und gleich darauf in sein Gefängnis zurückgebracht. Manchmal entwischt er auch. Die „Kirb“ ist ausgegraben.
Der Zug ordnet sich zum Zurückmarsch. Vor dem Abmarsch ruft ein Teil der Burschen: „Wem ist die Kirb?“ Die anderen antworten: „Us“ (uns). „Wer hat ausgegraben?“ „Mir.“ Worauf dann der ganze Chor einstimmt in den Ruf: „Hoch lebe die Kirb. Sie lebe hoch,hoch, hoch.“ Nun geht es ins Dorf. Der eingesperrte Kater wird durch fortwährendes Schlagen an die Raufe recht rebellisch gemacht. Inzwischen ist der Zug in der Mitte des Dorfes angekommen. Die Raufe wird geöffnet und der Kater flüchtet voller Angst über die Köpfe der Nächststehenden. Nun beginnt der Tanz.
Am Dienstag wird die Kirb begraben. In feierlichsten Zug geht es wieder hinaus zu der Stelle, wo man sie ausgegraben hat. Ein Mummenschanz (Maskerade), der mitgetragen wird, wird dort in das noch offene Loch gelegt und dann wieder zugegraben. Ein Klagesang oder noch besser ein Klagegeheul gibt der Klage Ausdruck über die geschiedene Kirb.
Wie alles andere auch, unterliegt das Fest jedoch dem Wandel der Zeit. Früher wurde viel häufiger in den Gasthäusern musiziert und gefeiert. Aber auch das Angebot rund um den Marktplatz hat sich verändert.
Seit einigen Jahren versucht man wieder stärker einige traditionelle Bestandteile zu beleben. Deswegen begehen auch alle gemeinsam den Kirbgottesdienst und marschieren anschließend gemeinsam zum Kirbbaum. Die Kirbleute, Gemeindevertreter und viele Vereinen mit Fahnenabordnungen beteiligen sich am Umzug.
Während der Festtage wird ein Zelt am Marktplatz aufgebaut, das verschiedene Vereine im Jahreswechsel bewirten. Außerdem gibt es jedes Jahr ein abwechslungsreiches Musikprogramm von DJs und Bands. Der jeweilige Kirbjahrgang lässt sich ebenfalls am Marktplatz nieder und feiert dort einige Tage.
Samstags wird der Kirbbaum aufgestellt, am Sonntag findet der Kirbgottesdienst statt und die Kirbleute besuchen das Fußballspiel des TuS Frammersbach. Am Montag besuchen alle den traditionellen Frühschoppen im Gasthaus Adler, am Dienstag wird die Kirb anschließend beerdigt und endet damit für das Jahr.